1.9.12

Jenseits von Afrika (30.08.2012)

Ja, wir sind in einem echten Backpacker-Hostel gelandet, denn ab halb acht spielt mitten im Hof ein baertiger Geselle Gitarre und singt dazu, nur uebertoent vom ohrenbetaeubenden Geschrei der Reihervoegel in den umstehenden Baeumen. Die Gemeinschaftsdusche ist kalt, das Fruehstueck spartanisch, doch immerhin gibt es halbwegs vernuenftigen Kaffee.
Um halb zehn kommt wie verabredet Titus mitsamt einem Mietauto und dazugehoerigem Fahrer vorbei und uebergibt uns fuer den heutigen Tag in dessen Haende, wir haben ein umfangreiches Programm vor uns. Vorbei an langen Verkehrsstaus fahren wir aus der Stadt hinaus in den Stadtteil Karen, benannt nach Karen Blixen, deren Lebensgeschichte in "Jenseits von Afrika" verfilmt wurde.
Unser erster Eindruck von gestern bestaetigt sich waehrend der Fahrt, Nairobi zeigt sich deutlich "fortschrittlicher" als z.B. Dar es salaam - ordentliche Haeuser, halbwegs gute Strassen, dementsprechend gute Autos,... Mit unseren rudimentaeren Swahili-Kenntnissen koennen wir hier wohl auch nicht punkten, denn offenbar spricht in Kenia tatsaechlich jeder die Amtssprache Englisch.
Unser erstes Ziel heute ist der David Sheldrick Wildlife Trust fuer verwaiste Elefanten, der ein Teil des Nairobi Nationalparks ist. Hier werden durch Unfaelle, Krankheiten und v.a. durch Wilderer verwaiste Elefantenkinder aufgenommen, bis zu ihrem Erwachsenenleben versorgt und dann "ausgewildert". Aktuell leben hier 22 Exemplare, die taeglich von 11 bis 12 Uhr bei der Fuetterung besucht werden duerfen.
Und so stehen Punkt 11 gut 100 Touristen und ein paar Schulklassen rund um einen kleinen Platz, als die Tiere einmarschieren - und sich sofort auf die vorbereiteten Milchflaschen stuerzen, die ihnen von den Tierpflegern angereicht werden. Waehrend die Elefanten trinken und anschliessen ein wenig herumspazieren und Unsinn treiben, erzaehlt einer der Pfleger die Geschichte jedes der Tiere, die zwischen 3 Wochen und gut 2 Jahren alt sind. Die Umstaende ihres Waisentums sind meist nicht so schoen, dafuer sind die Tierkinder umso niedlicher. Am Ende bekommen wir noch das einzige Nashorn-Kind zu sehen sowie Maxwell, den seit vielen Jahren dort lebenden, blinden Nashornbullen.
Unser Fahrer packt uns wieder ein und bringt uns nun zum "Mamba Village", einer Art kleinem Vergnuegungspark, in dem wir 70 Krokodile sowie ein paar junge Strausse, Schildkroeten und eine seeehr neugierige Giraffe besuchen. Nach einem kleinen Lunch dort haben wir nun wirklich genug Tiere gesehen, deshalb wollen wir jetzt ein wenig "Kultur" und fahren deshalb ins Karen Blixen Museum.
Dies befindet sich in ihrem ehemaligen Wohnhaus, einem huebschen Anwesen inmitten eines riesigen, wundervoll gepflegten Parks. Hier begutachten wir viele Fotos der Familie Dinesen/Blixen sowie die Originaleinrichtung, dazu bekommen wir von einem Guide ein paar Erklaerungen zur Lebensgeschichte dieser beeindruckenden Persoenlichkeit. Ein schoener Ort - und ich muss unbedingt bald mal wieder den Film anschauen!
Unsere letzte Etappe fuehrt uns zu einer grossen Shopping-Mall, wir brauchen einen Supermarkt, und trinken dort noch einen sehr anstaendigen Cappuccino - tatsaechlich, im Land des Kaffees klappt die Kaffeehauskultur einigermassen. Ueberhaupt ist dieses Einkaufszentrum und die beiden Stadtviertel Karen und Longata, durch die wir heute gefahren sind, ueberaus gepflegt, geradezu herrschlafftliche Anwesen mit unfassbar tollen Gaerten drumherum saeumen die Strassen. Aber alles ist hermetisch verriegelt und gesichert, ebenso wie saemtliche Geschaefte, Hotels, Banken und Restaurants dieser Stadt. Ueberall wird zuerst das Auto inkl. Kofferraum durchsucht, bevor man ueberhaupt hineinfahren kann, v.a. Schwarze werden sehr genau ueberprueft, wohingegen man als Weisser per se als ungefaehrlich gilt.
Unser Fahrer liefert uns am spaeten Nachmittag wieder gut im Hostel ab, auch er muss lange mit dem Wachmann dort verhandeln, bis er mit dem Auto auf den Hof fahren darf. Wir vertroedeln den restlichen Nachmittag und werden abends von Titus abgeholt, mit dem wir gemeinsam mit zwei oesterreichischen Freunden zum Abendessen gehen. Und zwar zum Aethiopier. Und nach einem fantastischen Mahl dort tut es mir umso mehr leid, dass wir den urspruengilchen Plan, in diesem Jahr nach Aethiopien zu reisen, nicht wahrmachen konnten. Das Essen ist jedenfalls vielversprechend. Und unsere Gesellschaft eine sehr lustige Runde, in der viel gelacht wird, und so wird es recht spaet, bis wir in unser Bett kommen.

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