17.9.12

Von der Savanne an die Kueste (14.09.2012)

Unser Weck-Krieger geht heute leider tatsaechlich eine Stunde vor und weckt uns seltsamerweise wieder um viertel vor sechs, obwohl wir erst um kurz vor sieben aufstehen wollten. Da wir aber gestern bereits um acht im Bett waren, ist das nur so halb schlimm, und nachdem er eine halbe Stunde spaeter nochmal auf unser Aufstehen besteht, machen wir das und koennen schon wieder einen Sonnenaufgang miterleben. Von den bequemsten Betten und dem schoensten Bad (trotz neuem Frosch in der Kloschuessel) unserer Reise verabschieden wir uns wehmuetig, der Sonnenaufgang ueber der Savanne gibt noch einmal alles, der Koch hat auf unseren besonderen Wunsch Cornflakes bereitgestellt, und so ist der Abschied von "unseren" Samburus sehr herzlich. Als Abschiedsgeschenk bekommt wir ein Doeschen mit dem Ockersand, mit dem die Krieger ihre Zoepfe einfaerben, und der herrlich zimtig riecht.
Wir sind viel frueher als geplant "on the road again", kurz vor halb acht machen wir uns auf den Weg Richtung Nairobi. Ueber 100 km fahren wir quer durch die Savanne, aus den Wolken schaelt sich der Mount Kenia hervor, hupend bahnt sich Titus den Weg durch Kamelherden und Ziegen, die auf der Strasse herumstehen, und muss des Oefteren panisch ueber die Strasse hopelnden Dik-Dik-Paerchen (die bis an ihr Lebensende in einer festen Partnerschaft leben, weshalb es die immer nur im Zweierpack gibt) den Vortritt lassen.Ich sauge die Landschaft foermlich in mich auf, will keinesfalls jemals vergessen, wie schoen es hier ist. Viel zu schnell erreichen wir Meru, wo wir Zwischenstopp am Geldautomaten machen, den Nitschi und ich gemeinsam praktisch leerraeumen, nachdem wir mit Ach und Krach unsere Zeche im Sabache-Camp bezahlen konnten, irgendwie hatten wir vorab nicht bedacht, dass wir fuer viele Tage fernab von jeglicher Zivilisation sein wuerden.
Leider haben wir alle drei offenbar das letzte Dinner unseres Kochs nicht vertragen, jedensfalls gibt es den einen oder anderen recht unvermittelten Klo-Stopp. Die Savanne lassen wir hinter uns und fahren fuer die naechsten Stunden bergauf, bergab durch Kaffeeplantagen, die Erde hier ist dunkelrot, darauf bilden die tief dunkelgruenen Kaffeepflanzen und Palmen einen reizvollen Kontrast - Kenia zeigt sich von seiner besten, d.h. abwechslungsreichsten Seite.
Dennoch sind wir erleichtert, als wir am fruehen Nachmittag endlich Nairobi erreichen, die Speedbumps, die alle paar Meter unvermittelt selbst auf der vierspurigen Schnellstrasse auftauchen, machen das Fahren naemlich nicht unbedingt angenehmer, und Titus ist am Ende ganz schoen erledigt. Den Nachmittag verbringen wir in seiner Wohnung; seine knapp 6monatige Tochter Chrystal faengt erst einmal lauthals das Bruellen an, als sie uns zwei mzungus zum ersten Mal sieht. Vielleicht liegts aber gar nicht an unseren weissen Gesichtern, sondern daran, dass sie gerade erst aufgewacht ist.
Nachdem wir unserem "Guide" alles Finanzielle endlich geklaert haben (wie gesagt, ist der Kenianer da gerne mal etwas umstaendlich), betrinken wir uns auf die grossartige Rundreise, die uns ueber 1.600 km kreuz und quer durch Kenia gefuehrt hat, mit Whiskey und Rum und sind alle drei daraufhin wieder einmal fuerchterlich albern. Als Titus sich mitten im Ratschen die Zeitung schnappt, aufs Klo verschwindet und von dort durch die geschlossene Tuer weiter mit uns gackert, wird deutlich: wir haben definitiv zuviel Zeit miteinander verbracht...
Nach einer Dusche, der ewigen Umpackerei und einem Abstecher in einen Fastfood-Laden brauchen wir im Nairobier Feierabendverkehr etwa eine Stunde fuer die 1 km lange Strecke zum Busbahnhof. Offenbar haelt man es hier fuer eine ausgesprochen clevere Ide, einfach in eine Kreuzung reinzufahren, egal, ob die Ampel gruen oder rot zeigt. Und als Busse, Autos, Matatus so richtig schoen verkeilt herumstehen, draengen sich auch noch Horden von Fussgaengern unkoordiniert mittendurch. Zum Glueck haben wir genug Zeit fuer solche Sperenzchen eingeplant, so dass wir immer noch mit Vorsprung den Busbahnhof erreichen. Dort verabschieden wir uns von Titus - wie sollen wir nur die naechsten fuenf Tage ohne ihn, sein Verhandlungsgeschick, seine Orts- und Sprachkenntnisse und seine Clownereien ueberstehen?
Na, wir schaffen es dennoch, um 20 Uhr im richtigen Bus Richtung Malindi zu sitzen, gut 10 Stunden Fahrt liegen vor uns, zum Glueck haben wir die Luxusvariante gebucht, mit Liegesesseln und relativ viel Platz rundum. Allein fuer den Weg hinaus aus der Stadt brauchen wir eine Stunde, dann gibt der Fahrer, der zumeist lauthals mit dem Handy am Ohr telefoniert, Gas und setzt zu waghalsigen Ueberholmanoevern auf der dunklen Landstrasse an. Nitschi und ich beschliessen schleunigst, die Augen zu schliessen, die Ohrstoepsel einzusetzen und zu schlafen, und erstaunlicherweise gelingt uns das trotz der unaufhoerlichen ploetzlichen Abbremserei und dem anschliessenden Gehoppel ueber die tausenden Speedbumps recht gut.

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