6.9.12

Gut gebruellt, Hippo! (03.09.2012)

Beim Aufstehen scheint bereits die Sonne, so laesst sich auch die kalte Dusche einigermassen aushalten. Ich hatte auf warmes Wasser zum Haarewaschen gehofft, nun gut, dann muss es eben nochmal ohne gehen. Wir packen, fruehstuecken und checken aus, immerhin war das Hostel recht billig, nur 10 Euro pro Person pro Nacht.
Nach einem gemuetlichen Stuendchen in der Sonne sitzend und die SZ durchschmoekernd, die Nitschi mir netterweise mitgebracht hat (und die ich von vorne bis hinten inkl. Kontaktanzeigen und Stellenmarkt durchgelesen habe), kommt um kurz nach 10 Uhr Titus mit "unserem Mietwagen", einem Toyota RAV4, zur Abholung vorbei. Mit an Bord hat er zwei deutsche Pfadfinder, Michelle und David, die fuer die kommenden beiden Tage mit uns reisen und wir so die Benzinkosten teilen koennen.
Als auch unser Fahrer Odinga da ist und saemtliches Gepaeck irgendwie im Auto verstaut ist, klaeren wir noch ein paar finanzielle Dinge und dann geht es los - back on the road again quasi, das fuehlt sich prima an nach ganzen fuenf Tagen in Nairobi!
Es geht hinaus aus der Stadt, auf einer durchgehenden Schnellstrasse, auf der zum Glueck nicht allzu viel Verkehr ist. Als wir die letzten Haeuser hinter uns gelassen haben, oeffnet sich links der Blick ueber das Rift Valley von oben, ein weites Tal gelber Erde, bedeckt mit Schirmakazien und Kandelaberbaeumen soweit man blickt auf der einen und einer endlosen Bergkette auf der anderen Seite.
Bei der Weiterfahrt entdecke ich irgendwann Zebras, die am Strassenrand grasen, umgeben von kleinen Doerfchen, Feldern und Viehherden.
In Naivasha fuellen wir im dortigen Supermarkt noch unsere Getraenke- und Essensvorraete auf, natuerlich nicht, ohne am Eingang wieder einmal vom Wachpersonal durchleuchtet zu werden. Im Geschaeft nebenan wollen wir noch Avocados kaufen, doch die Suche nach zwei perfekten Exemplaren erfordert eine ganze Weile die volle Aufmerksamkeit der Verkaeuferin, wie so oft dauert heute mal wieder alles etwas laenger, dafuer kosten die beiden Fruechte dann auch nur ein paar Cent.
Am Parkplatz verlangt ein Parkwaechter ein paar Schilling als Gebuehr, natuerlich ohne "Bitte" oder "Danke" zu sagen, vor Freundlichkeit ueberschlaegt sich hier offenbar heute keiner.
Gegen 13 Uhr erreichen wir den Campingplatz Fisherman's Camp, direkt am Lake Naivasha gelegen, der umgeben ist von nicht zu zaehlenden Gewaechshaeusern, in denen die Blumen wachsen, die spaeter bei uns zu kaufen sind.
Schnell haben wir unser Zelt aufgebaut und uns haeuslich eingerichtet, zum Mittagessen schnippeln wir Tomaten und Avocado und es gibt Brot und den einzigen nicht bereits schimmligen Kaese aus dem Supermarkt, waehrend wir von Ameisen gebissen werden. In den Baeumen toben Meerkatzen umher, die aber erstaunlicherweise uninteressiert an unserer Mahlzeit sind, ueber die Wiese stolziert ein melancholisch dreinblickender Marabu, und im Wasser paddeln Pelikane, was fuer ein Zoo.
Wir erstehen beim Schnick-Schnack-Souvenirstand am Eingang ein paar Postkarten, Nitschi freut sich ueber meine inzwischen ausgefeilte Verhandlungstechnik, durch die wir den Haendler von 1 Euro prot Stueck (!) auf knapp 30 Cent druecken koennen. Darauf gibts zur Belohnung einen nachmittaeglichen Schluck Wodka mit Mangosaft, das hilft naemlich bestimt auch gegen irgendeine afrikanische Seuche, ich hab vergessen, welche es war...
Um halb vier stechen wir in See und machen eine einstuendige Bottsfahrt - offenbar hat noch niemals jemand vorher eine solche Freizeitaktivitaet gebucht, zumindest sehen die Bootsmaenner so aus und brauchen dementsprechend lange, um in die Poette zu kommen, nachdem wir unser Anliegen vorgetragen haben.
Aber die Fahrt selbst ist wunderbar, wir sehen einige Nilpferde, die in Ufernaehe herumpaddeln, Weisskopfadler, Pelikane, Reiher und ringsum die hohen Bergketten, die Sonne scheint, ein wunderbarer Nachmittag also.
Zurueck am Ufer erklaeren wir das Tagesprogramm hiermit fuer beendet und besetzen, ausgestattet mit Lesestoff, den gemuetlichsten Tisch im zum See hin offen gelegenen Restaurant. Es kommt Bier ins Spiel, gefolgt von Abendessen und Malaria-Tabletten. Der offene Kamin wird angefeuert, und irgendwann gesellt sich sogar unser schuechterner Fahrer fuer ein Fanta zu uns.
Als wir uns gegen halb zehn ins Zelt verkriechen, hat es immer noch angenehme 20 Grad, und ueber dem See steht ein gelborange leuchtender riesiger Mond, nur von den Nilpferden, die hier angeblich in der Dunkelheit ans Ufer kommen, um zu grasen, ist nichts zu sehen.
Doch mitten in der Nacht werde ich vom lautstarken Gebruell eines Nilpferds geweckt, das offenbar direkt bei unseren Zelten steht, zumindest klingt es so nah, und offenbar ein Ferngespraech mit einem Artverwandten am anderen Ende des Camps zu fuehren scheint. Das Ganze klingt aehnlich haarstraeubend wie Loewengebruell, und ich hoffe, dass der elektrische Zaun ringsum haelt, was er verspricht...

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