1.9.12

Ngorongoro (28.08.2012)

Der Tag beginnt wieder frueh, denn die grosse australische Reisegruppe packt recht lautstarkt ihre Siebensachen in aller Herrgottsfrueh zusammen. Auf dem Weg zum Waschraum passiere ich schlaftrunken zig Massai-Jungs, erwidere brav "Jambo" und wundere mich ueber gar nichts mehr. Nach dem Fruehstueck steht natuerlich die wichtigste Frage ueberhaupt im Raum: was macht das Auto???
Unser Fahrer liegt auf dem Ruecken darunter und bastelt, das wird auch noch die naechsten 2 Stunden so weitergehen. Wir sind derweil die letzten Weissen auf dem Campingplatz, alle anderen Gruppen sind laengst unterwegs, und so bauen wir vor lauter Langeweile erst unser eigenes Zelt und dann das unseres Kochs ab, und vertroedeln die Wartezeit mit der Beobachtung schlauer Raben beim Versuch, an verpackte Essensreste zu kommen. Nachdem unser Fahrer mittels gluehender Kohlen in einer Alu-Kaffeeschachtel und eines Stabes offenbar irgendwas erfolgreich verloetet hat, springt er euphorisch auf und gibt das Zeichen zum Einpacken und Aufbruch. Es ist halb zehn.
In dem Moment, in dem wir vom Zeltplatz fahren, taucht ein Elefantenbulle aus den umstehenden Baeumen auf und marschiert schnurstracks auf den Platz, auf dem kurz vorher noch die Zelte standen, zu...
Der dichte Morgennebel lichtet sich, waehrend wir zum Eingang der Ngorongoro-Conservation-Area fahren, ueberall sind schon wieder Massaihirten unterwegs, v.a. kleine Jungs werden dafuer abbestellt.
Nach den Eintrittsformalitaeten duerfen wir in den Krater rein und fahren zunaechst vom Rand aus gut 600 m hinunter in die Kraterebene mit ihren etwa 19 km Durchmesser. Eine endlose Steppenlandschaft offenbar sich dort, mit einem Fluss, einem Salzsee und v.a. einem riesigen Tierbestand, der dort unbedarft lebt. Aussenherum erhebt sich der Kraterrand mit den zum Teil steilen Haengen, darueber strahlend blauer Himmel, das ist wirklich paradiesisch.
Auch hier haben die Tiere keinerlei Scheu. Loewenrudel liegen faul herum, Warzenschweine wuehlen im Boden, wir sehen ganze Horden von Kronenkranichen, Flamingos, Straussen, Bueffel,... Grosse Zebraherden stehen direkt am Wegrand, wunderschoen sind sie mit ihrem glaenzenden Fell und den Ringelsoeckchen. Hier im Krater sind noch Tausende Gnus von ihrer jaehrlichen Wanderung nordwaerts uebrig, es sieht beeindruckend aus, wenn sie alle in Reih und Glied vorbeiziehen.
An einem grossen, mit hohem Gras bewachsenen Gelaende stehen bereits ca. 20 Jeeps in Lauerstellung, unser Fahrer wird ganz aufgeregt - eines der wenigen verbleibenden Nashoerner (deren Zahl wegen der Wilderer stark dezimiert ist) wurde gesichtet! Nun stehen wir bestimmt eine halbe Stunde lang da, alles schaut angestrengt durch die Fernglaeser, doch, da ganz hinten der dunkle Fleck im hohen Gras, das koennte was sein, oder ist es doch nur toter Baum? Mir wird das irgendwann zu fad, ich will lieber wieder Warzenschweine oder Hyaenen gucken. Widerwilligst laesst unser Fahrer den Motor an, schaut noch dreimal zurueck, bevor er uns zu einem grossen See bringt.
Dort ist Mittagspause, waehrend im Wasser ein paar Nilpferde Verstecken spielen und sich eine Zebraherde langsam zum Trinken naehert. Als wir den Platz wieder verlassen, fahren wir mit dem Auto mittendurch, ein paar Tiere draengeln so sehr, dass ein Zebra sogar ins Wasser plumpst vor lauter Geschiebe...
Nun gut, genug Tierleben fuer heute, wir geben das Signal zum Aufbruch. Und natuerlich fahren wir nochmal beim Nashorn-Feld vorbei, und siehe da: etwa 200 m entfernt, mit dem Fernglas aber noch gut erkennbar, steht eine Nashorn-Mama mit Kind und grast. Hurra! Unser Fahrer ist furchtbar stolz, uns die "big five" praesentiert zu haben, und ist jetzt fuer den Rueckweg zu begeistern. Langsam fahren wir die Kraterinnenseite wieder hinauf und einmal oben um den gesamten Kraterrand herum, mit herrlichen Ausblicken von oben auf die abwechslungsreiche Landschaft. Das Auto faehrt tadellos, so macht uns auch die Holperstrecke bis zum Ausgang des Nationalparks, an dem zig Paviane herumlungern, nicht viel aus.
Noch 150 km bis Arusha, ab jetzt erstmals seit Tagen wieder Teerstrasse, das ist zu schaffen bis Sonnenuntergang, und wir lehnen uns zurueck und gucken aus dem Fenster. Kleine Doerfer, viele Massai, Termitenhuegel, Bananenbaeume...
Und dann, etwa nach der Haelfte der Strecke, ist der linke Hinterreifen platt. Kaum haelt das Auto an, stehen schon interessiert mehrere Hirtebuben am Strassenrand, endlich passiert hier mal was. Fahrer und Koch machen sich an's Reifenwechseln, wir stehen dekorativ daneben mitten in der Landschaft. Doch die zwei sind geuebt, bald geht es weiter, nicht ohne dass ich vorher noch unsere ganzen halb geschmolzenen Schokoriegel an die Massaibuben verteilt habe, was zu grosser Begeisterung fuehrte.
Stunden spaeter, knapp vor Sonnenuntergang, erreichen wir endlich Arusha und unser Hotel. Wir verabschieden uns von unserem Team, beziehen unser Zimmer und verbringen den Abend mit Achmed (unserem Touranbieter, der sich wieder einmal vergewissern will, dass alle seine Kunden wohlbehalten und zufrieden zurueckkommen) und ein paar Flaschen Bier in der Lounge.
Leider ist danach die Dusche eiskalt, doch das ist egal, nach fuenf Naechten Camping endlich wieder ein richtiges Bad und ein Bett!

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