11.9.12

Mzungu-Bergsteigen (09.09.2012)

Abgesehen von einem sehr hartnaeckigen Moskito und undefinierbarem Kratzen an unserer Tuer und auf dem Dach ist es wunderbar ruhig hier, wir schlafen tief und fest und sind weit vor dem Weckerklingeln wach. Fertig mit Wandersachen ausgeruestet treffen wir Titus um halb acht zum Fruehstueck, um kurz nach 8 Uhr stoesst Dickson zu uns, unser heutiger Bergfuehrer, 19 Jahre alt und aus der Gegend. Es verspricht, ein sonniger Tag zu werden, und so sind wir bereits beim ersten Anstieg alle - ausser Dickson, der keinerlei Gepaeck mit sich fuehrt ausser seinem Motorradschluessel und ein Hemd traegt - vollkommen nassgeschwitzt.
Auf dem Weg erklaert unser wirklich tiefstschwarze Fuehrer, was sein Volk, die Tugen - alles mit den Pflanzen hir anstellt, da ist von Pfeilen, Gift und Tabus / Fluechen die Rede, offenbar sind wir hier nun wirklich im tiefsten Afrika, quasi "bei den Wilden" gelandet. Titus ist natuerlich wieder einmal nur interessiert, ob hier die Gefahr von moeglichen Schlangenangriffen besteht.
Gegen 10 Uhr erreichen wir die erste Anhoehe, durchqueren Maisfelder und werden freundlich gegruesst von zahnlosen, barfussgehenden Omas mit riesigen Ohrloechern. Nitschi und Titus beschliessen, von hier aus wieder abzusteigen, ich werde in die kundigen Haende von Dickson uebergeben, und wir machen uns - er unaufhoerlich plappernd, ich stillschweigend schwitzend - an den weiteren Aufstieg. Es geht ueber kaum sichtbare, glitschige Pfade steil aufwaerts, vorbei an Mango- und Macadamiabaeumen. Wir schlittern durch knoecheltiefen Matsch, immer beobachtet von den Dorfkindern, schlagen uns mitten durch Maisstauden und werden zuweilen von etwa 6jaehrigen Buben ueberholt, die riesige Saecke Erntegut auf dem Ruecken hinaufschleppen.
Nach insgesamt 3 Stunden erreichen wir gegen 11:30 Uhr den Kimwarer-Gipfel, von dem keiner weiss, wie hoch er ist, das interessiert die hier Ansaessigen eher nicht. Selbst hier oben stehen Lehmhuetten und aus einer sehr einfach gebauten Kirche schallt lautstarker Gesang, ja stimmt, heute ist ja Sonntag. Rundum erstreckt sich das Kerio Valley mit seinen unzaehligen Gipfeln, allesamt tiefgruen und wolkenverhangen.
Beim Abstieg auf der anderen Seite passieren wir die ansaessigen Bauern, die laut meinem kundigen Fuehrer noch niemals eine Weisse gesehen haben, dementsprechend gross ist die Aufregung, ich schuettle ungezaehlte Haende, frage immer wieder hoeflichst "Haparee?", und natuerlich verbreitet sich die Kunde ueber die seltsame Besucherin v.a. bei den Kinern des gesamten Gebietes rasend schnell, was zu ganzen Ansammlungen fuehrt. Die Erwachsenen sind sichtbar erstaunt, warum eine Weisse einfach so einen Berg hinauf- und wieder hinuntersteigt, was soll das bloss bringen? Die Kinder sind ehrfurchtsvoll und erst mutig, wenn ich schon deutlich weiter entfernt bin, aber dann wird gerufen und gekichert, was das Zeug haelt.
Gegen 13 Uhr erreichen Dickson und ich in sengender Hitze wieder die Strasse, hinter uns laeuft in respektvollem Abstand eine ganze Kinderschar. Vorbei geht es an den gigantischen Fluorit-Minen, die wie schlimme Wunden in den Berghaengen klaffen. Dieses wunderschoene Tal wird seit einigen Jahren fuer den Abbau dieses Rohstoffs regelrecht ausgebeutet.
Titus, der mit Nitschi in abenteuerlicher Fahrt auf der Ladeflaeche eines LKWs laengst wieder im Guesthouse ist, sammelt uns auf der Strasse ein und bringt uns ebenfalls zur Unterkunft, wo ich mich, vollkommen sonnenverbrannt, erledigt, aber gluecklich von Dickson verabschiede. In unserer Huette geniesse ich die dringend noetige Dusche, und Nitschi leistet mir beim Picknick draussen Gesellschaft, bevor wir beide uns ins Bett verziehen, um den Nachmittag zu verpennen und zu lesen. Rund um die Gaestehaeuser grasen heute Kuehe mit Kuhglocken um den Hals, so dass wir beim Doesen das Gefuehl haben, mitten in den Alpen zu sein.
Gegen 18 Uhr sind wir soweit fit, dass wir Titus im Restaurant treffen, und zur Belohnung fuer die heutige Bergtour wird die Flasche Safari-Rum gekoepft. Nitschi ist heute leider gar nicht fit und verabschiedet sich daher direkt nach dem Essen ins Bett, waehrend ich mit Titus noch ein Glas Mint Punch (brrrr!) trinke. Die Managerin sowie der Kuechenboy erzaehlen uns dort ernsthaft, dass hier nachts Geparden umherschleichen, und so besteht Titus darauf, mich bis zum Schlafgemach durch die Dunkelheit zu begleiten, darueber bin ich in dem Fall gar nicht boese...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen