15.9.12

Bei den Samburu (11.09.2012)

Titus ruft um zwanzig nach sechs ueber den Flur, dass die Sonne gleich aufgeht, na gut, man ist ja nur einmal hier, Nitschi und ich stehen also auf und schlappen in den sehr nassen Garten. Doch das Ganze lohnt sich, der Mount Kenia steht direkt vor unserer Nase und ist wolkenfrei, die Sonne kaempft sich als roter Ball langsam in die Hoehe, die Voegel zwitschern, nur die Stromleitungen stoeren ein wenig das Panorama.
Bei Tageslicht betrachtet wirkt das Zuhause von Jackie und Dieter doch recht "verwohnt", wenn nicht gar runtergekommen und schlampig, wir sind also bereits mehr als willens, so frueh wie moeglich aufzubrechen.
Ein schnelles Fruehstueck quasi im Stehen, eine dennoch herzliche Verabschiedung von der Hausherrin, der wir einen kleinen "Unkostenbeitrag" in die Hand druecken, und gegen 9 Uhr setzt Titus und im naechstgelegenen Internetcafe in Nanyuki ab. Dort muessen wir leider zwischendurch einen gut 40minuetigen Stromausfall durchleiden, wieder mal dauert hier alles laenger, aber nach einem Stop bei einem echte "Cafe", wo wir viel Cappuccino trinken, fahren wir gegen Mittag nach Samburu.
Die Strasse ist durchweg gut, Titus ist dementsprechend happy, und so erreichen wir ohne Zwischenfaelle die Savanne rund um Samburu. Das ist so richtig Afrika, wie man sich das vorstellt, mit steilen Felsen, trockener Graslandschaft, Staub und sehr traditionell gekleideten Einheimischen. Als Titus erzaehlt, dass unweit von hier das Dorf von Lketinga ist, also dem Ex-Mann der "weissen Massai", horche ich auf. Soweit ich weiss, ist das doch hier Samburu- und nicht Massai-Land?! Es stellt sich heraus, dass die "weisse Massai" in Wahrheit mit einem Samburu-Krieger verheiratet war, da aber die Massai das weitaus bekanntere Volk sind, wurde wohl aus Marketinggruenden beschlossen, kurzerhand eben eine Massai-Geschichte daraus zu machen. Die Samburu finden das wohl nach wie vor ueberhaupt nicht komisch, doch bei uns breitet sich zuerst Fassungslosigkeit aus, und schliesslich koennen wir alle vor Lachen kaum noch an uns halten.
Irgendwann biegt Titus ohne ersichtlichen Grund auf einen winzigen Pfad ab, der uns vorbei an von gefraessigen Elefanten abgeweideten und abgebrochenen Akazien tief in ein Tal hineinfuehrt. Links ragt der sehr felsige Sabache-Berg auf, dessen Besteigung fuer morgen auf dem Programm steht. Es ist so richtig afrikamaessig heiss hier, und kurz darauf halten wir auf einem Parkplatz mitten im Nirgendwo, umgeben von Savanne und Bergen.
Erwartet werden wir dennoch schon von einigen Samburu-Stammesangehoerigen in wunderschoener, wenn auch ungewohnter Tracht. Freundlich werden wir im sog. Sabache Camp willkommen geheissen, und schliesslich zieht Titus quasi sein Ass aus dem Aermel. Denn als uns die Samburus unsere Unterkunft fuer die folgenden 3 Naechte zeigen, fallen wir fast in Ohnmacht. Ein luxurioeses Zweierzelt, so ganz wie in "Out of Africa", mit dahinterliegendem gemauerten Bad und Freiluftdusche, Terrasse mit Blick hinaus in die Savanne, kurz: ein echter Safaritraum. Und wir sind ausser den hier Angestellten die einzigen Menschen weit und breit. Titus freut sich wie ein Koenig, dass ihm die Ueberraschung zum Ende unserer Reise gelungen ist, und wir sind vollkommen begeistert und sitzen nach einer Dusche quasi selig staunend da. Man moechte es glatt Corine Hoffmann gleichtun und sich hier in einer solch feudalen Huette inmitten der Samburus niederlassen.
Lalale, ein junger Krieger, der uns kurz darauf ein kaltes Bier bringt, laesst sich von uns ueber Titus als Uebersetzer ausfragen zu den Aufgaben, die man als Stammesangehoeriger so hat, und wir versuchen, nicht zu ungeniert seine aus zahllosen Ketten und Perlen, einer Handytasche am Guertel, einem umgebundenen Tuch, mit Ocker eingefaerbten langen Zoepfen, einer grossen Machete und anderen bedeutungsschwangeren Details bestehende Tracht sowie seine Narben auf dem nackten Oberkoerpfer zu betrachten. Dazu hat er noch wie alle Maenner eine grosse Zahnluecke unten mittig.
Noch beim Abendessen, dass uns formvollendet serviert wird und bei dem wir mehr oder minder von Samburus umzingelt sind, koennen wir nicht fassen, wo wir hier gelandet sind. Die Jungs wollen natuerlich anschliessend Eindruck schinden und zeigen uns, wie sie mit Stoecken und ein bisschen Eselsdung Feuer machen, zwar klappts nicht beim ersten Versuch, doch der angestachelte Ehrgeiz traegt schliesslich Fruechte, und sie sind maechtig stolz, als wir uns angemessen beeindruckt zeigen. Waehrend es nun schnell dunkel wird, sitzen wir ums Lagerfeuer und lassen uns erzaehlen, welche Tiere nachts rundum zu hoeren sind (Hyaenen, Leoparden, Wildhunde, Elefanten?!). Als wir uns ins Bett verabschieden, werden wir sogar von einem der Krieger bis zu unserem Zelt geleitet, und er freut sich, dass wir uns immerhin das Wort "Danke" auf Maa, der Sprache der Massai und Samburu, gemerkt haben.
Kaum liegen wir ins unseren gemuetlichen Betten, koennen wir uns immer noch nicht einkriegen, so richtig "im Busch bei den Wilden" zu sein. das haetten wir uns nicht traeumen lassen. Dennoch bin ich froh, Titus ueberredet zu haben, morgen mit mir auf den Berg zu steigen, urspruenglich wollte er mich allein mit zwei der jungen Krieger (= Moran) losschicken, doch das ist mir ein bisschen zu viel Abenteuer, denn leider sprechen die Herren kaum Englisch, nur so lala Swahili, und mein Maa ist bis auf "Danke" eher duerftig...

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