1.9.12

Panne (27.08.2012)

Fruehmorgens bricht eine grosse Gruppe lautstark zur Safari auf, damit sind wir auch wach und haben die kalten Dusche wieder fuer uns. Beim Fruehstueck uebernehmen nach und nach Bienen und freche Voegel die Herrschaft ueber den Fruehstueckstisch, ein ganz dreistes Exemplar klaut sogar einen ganzen Pfannkuchen vom Teller und fliegt damit weg! Egal, wir wollen eh los und starten zum morgendlichen "game drive". Direkt hinter dem Campingplatz entdecken wir haufenweise Giraffen, darunter zwei recht winzige Kaelber, die sich beim Buecken und Grasen noch etwas ungeschickt anstellen.
Ein paar Stunden fahren wir herum, heute brennt die Sonne bereits morgens vom Himmel. Geier kreisen, Impalas wedeln, Strausse stehen rum, das Uebliche eben. Zweimal sehen wir einzeln herumstreunende Hyaenen, die aber leider sofort wieder geraeuschlos im hohen Gras verschwinden.
Als wir den Ort passieren, an dem wir gestern den Leoparden gesichtet haben, liegt das faule Stueck tatsaechlich immer noch mehr oder minder an derselben Stelle faul herum. Nur die Beute, die weiterhin m Baum daneben haengt, ist merklich geschrumpft.
Ein wahrer Auflauf von 20, 30 Jeeps wenig spaeter laesst erahnen: da gibt's was zu gucken. Und tatsaechlich, im Schatten unter Baeumen und im hohen Gras entdecken wir ein Rudel von sicherlich 16 oder gar 20 Loewen, das keine 2 m vom Weg entfernt herumliegt und enie Herde Bueffel auf der anderen Seite des kleinen Baches dort beaeugt. Die Loewen sind herrliche, riesige Tiere mit schoen gezeichneten Gesichtern, die doesen, sich abschlecken, miteinander schmusen oder gar alle viere von sich gestreckt haben.
Alle hoffen natuerlich darauf, dass die Raubkatzen zur Bueffeljagd ansetzen, eine Weile sieht es gar so aus, es liegt Spannung in der Luft, doch dann treten die Bueffel den Rueckzug an, die erfolglosen Jaeger gaehnen und legen sich wieder ab, ohne von den vielen Menschen in den Autos ringsum Notiz zu nehmen.
Gegen halb elf erreichen wir das Serengeti Besucherzentrum und wandern durch die Freiluftausstellung. Die wird von Horden von Schliefern bevoelkert, die sich von Normans Herumgescheuche keinstenfalls beeindrucken lassen und sehr niedlich sind. Leider ist unser Kamera-Akku leer und der Ersatzakku bislang unauffindbar verschollen. In der Ausstellung wird auf Tafeln allerhand zum Wanderverhalten der Serengeti-Tiere erklaert, ausserdem zur Geschichte des Nationalparks, zur Vegetation und der Instandhaltung. Natuerlich steht auch hier ein lebensgrosses Foto von Prof. Grzimek sowie Dokumentationen zu seinen Forschungsarbeiten.
Als wir gegen Mittag zurueck zum Campingplatz kommen, ist unser Lunch schon bereit, Lazaro hat ein Bananenstew und Linsen gekocht, das schmeckt fein, Kochbananen werden eindeutig in unser Kochrepertoire aufgenommen!
Bis danach das Zelt abgebaut und das Auto gepackt ist, vergeht noch ein wenig Zeit, aber gegen 14 Uhr brechen wir auf, waehrend am Himmel nach einem sehr heissen Vormittag dunkle Wolken aufziehen. Gut 90 Minuten lang fuehrt uns der Weg wieder hinaus aus der Serengeti, diese endlose Grassavanne. Saemtliche Tierarten zeigen sich noch einmal, u.a. ein halbwegs ambitioniert schmusendes Loewenpaerchen, er hat eine gigantische Maehnen und sieht so eigentlich ganz friedlich aus. Kurz nachdem wir den Park verlassen haben, beginnt es zu regnen, und die Sandpiste verwandelt sich in eine Schlammwueste und dann in eine Ruettelmaschine, auf der einem jeder Knochen durchgeschuettelt wird.
Wir passieren, immer noch durch die Steppe fahrend, zahllose Massai mit ihren Rinderherden, in traditionelle shukas (Decken) gewickelt, mit grossen Ohrringen und einem Stock in der Hand. Am Horizont tauchen Berge auf, da hinauf muessen wir heute noch, zum Campingplatz am Rand des Ngorogoro-Kraters auf 2.300 m. Doch erst einmal bleibt das Auto auf offener Strecke stehen.
Und die Reparatur, der Fahrer und Koch im folgenden immer hektischer nachgehen, zieht sich ueber die folgenden drei Stunden. Immer mal wieder laeuft das Auto, dann fahren wir ein paar Meter, dann geht der Motor wieder aus und die Fehlersuche beginnt von Neuem. Norman und ich sind zunaechst recht unbeeindruckt, lesen ein bisschen, knabbern Snacks und witzeln, dass wir ja das ganze Essen und die Zelte eh dabeihaben und quasi nix schiefgehen kann. Doch es regnet weiterhin zum Teil recht ergiebig, dazu wird es allmaehlich dunkel draussen, und ringsum sind allerhoechstens irgendwo ein paar vereinzelte Massai (und auch nur sporadisch Handyempfang)...
Nach einer seltsamen Methode des Treibstoffs-Umfuellens vom vorderen in den hinteren Tank des Jeeps laueft das Auto endlich wieder. Inzwischen ist es stockfinster und - je hoher wir auf der natuerlich nicht beleuchteten Piste fahren - auch so neblig, dass man kaum die Hand vor Augen sieht. Unser Fahrer ist aber so euphorisch, dass sein Auto ueberhaupt wieder laeuft, dass er uns trotdem frohgemut eine Stunde spaeter, nur unterbrochen von einer Herde Zebras mitten auf dem Weg, am Campingplatz abliefert.
In Windeseile bauen wir gemeinsam unser Zelt auf und Lazaro macht sich an's Kochen, es ist bereits nach 21 Uhr. Unser Fahrer dagegen macht sich auf die Suche nach einer Reparaturmoeglichkeit, waehrend wir eine Dose Bier oeffnen. Was fuer ein Abenteuer-Urlaub - eine Panne inmitten kriegerischer Massai und wilder Tiere ist keine gute Idee....

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