19.9.12

Von Watamu nach Mombasa (18.09.2012)

Am Morgen ist tatsaechlich ein Anflug von Geschaeftigkeit bei den sonst eher traegen Hausangestellten zu spueren, vielleicht hat unser Rueffel und der "Polizeibesuch" ja Fruechte getragen? Irgendwie versetzt uns der Anblick des Waesche waschenden und im Garten werkelnden Personals im Gegenzug in voellige Traegheit. Zwar packen wir zusammen, doch koenne wir uns nicht von den Poolliegen in der Sonne und unserer Lektuere loesen. Gegen halb zehn raffen wir uns endlich auf und verlassen die "Moechtegern"-huebsche Villa mit ihren Ameisenkolonien in Bad und Kueche, dem stinkigsten Kuehlschrank aller Zeiten und dem versifftesten Moskitonetz suedlich des Aequators. Der Tuktuk-Fahrer, den wir an der Strasse anhalten, nennt uns auf Anhieb einen voellig akzeptablen Preis, und so lassen wir Watamu froehlich hinter uns und erreichen kurz darauf die Ruinenstadt Gede.
Hier zeugen furchtbar viele alte Steine von einer Besiedlung bis zum 17. Jahrhundert, jedoch wurde die Stadt aus bislang unbekannten Gruenden dann ploetzlich verlassen oder aufgegeben. Durch die von dichtem Wald umgebenen steinernen - und sehr verfallenen, teilweise ueberwucherten - Ueberreste streifen wir in voelliger Einsamkeit, da wir uns mittels Behauptung, wir seien Archaeologiestudentinnen und bestens informiert, saemtlichen aufdringlichen selbsternannten Fuehrern entzogen haben. Um ehrlich zu sein, viel gibt es nicht zu sehen, die Beschilderung der Ruinen ist fragwuerdig, und nach einer guten halben Stunde stehen wir wieder am Ausgang. Gerade noch rechtzeitig, denn jetzt regnet es doch tatsaechlich, und wir legen eine Pause ein.
Da das Fruehstueck nicht allzu reichlich war, kommt Hunger auf, hah, wir haben noch einen abgepackten Kuchen im Rucksack - der aber Watamus Ausduenstugen nicht ueberlebt hat und nun von Schimmel befallen ist. Das ist das Zeichen zum endgueltigen Aufbruch, an der naechstgroesseren Kreuzung im Ort besteigen wir ein Matatu, das uns fuer schlappe 2.50 Euro pro Person nach Mombasa bringt.
Matatus sind Kleinbusse, in denen gut und gerne mal 20 Leute Platz finden (einige davon halb aus der offenen Seitentuer haengend), und die immer erst dann abfahren, wenn sie voll (und zwar richtig voll) sind. Alles darf mit, ob Huehner auf dem Schoss, im Fussraum herumrollende Wassermelonen oder Reissaecke. Die Sitzreihen sind so eng, dass Nitschi praktisch bewegungsunfaehig ist, da wir auch noch unsere Rucksaecke auf dem Schoss halten muessen. Zum Glueck sind es "nur" etwa 120 km bis Mombasa, das schaffen wir trotz vieler Zwischenhalte in gut 2 Stunden - und dank den unermuedlichen Maiskolben- und Erdnussverkaeufern am Strassenrand auch knapp dem Hungertod entronnen.
Matatu-Fahrer sind beruechtigt fuer ihre waghalsige Fahrweise, der Lonely Planet raet gar, niemals ganz vorne zu sitzen, wegen der vielen Frontalzusammenstoesse bei den Ueberholmanoevern, doch unser Fahrer benimmt sich einigermassen ordentlich, und so kommen wir heil, wenn auch mit schmerzenden Gelenken, im Stadtzentrum Mombasas an.
Eine mitreisende Einheimische, offenbar Muslimin (wie 3/4 der Bewohner Mombasas - tausende Moscheen und die verschleierten Frauen zeugen davon); nimmt sich aus bislang ungeklaerten Gruenden unserer an. Nachdem sie in Erfahrung gebracht hat, in welches Hostel wir wollen, bugsiert sie uns in ein Tuktuk, steigt selbst mit ein, dirigiert den Fahrer resolut zum gewuenschten Ziel - fuenf Minuten spaeter sind wir da, und sie geht ohne weitere Worte ihres Weges.
Das Beracha Guesthouse liegt zentral im quirligen Stadtkern, das Zimmer dort ist klein, muffig, hat fragwuerdige Elektrik, schmutzige Waende, wieder einmal ein zu kurzes Bett (das faellt sogar mir auf!) und einen gut 5 cm breiten Spalt unter der Zimmertuer, trotzdem sind wir damit fuer die 7 Euro, die die Nacht hier kostet, restlos zufrieden, denn hier weiss man im Gegensatz zur nur auf den ersten Blick huebschen Villa in Watamu wenigstens, dass man fuer den Preis nicht mehr erwarten kann.
Der Hunger treibt uns in die naechste Pizzeria, dann gehts per Tuktuk zum Busbahnhof, wo wir unsere Rueckfahrt nach Nairobi buchen, na also, wir kommen auch ohne Titus prima klar. Den Nachmittag schlendern wir durch die chaotischen Strassen, ueberall Haendler, hupende Autos, bettelnde Kinder, ein Geschaeft witternde Tuktuk-Fahrer, schreiende Muezzine, wir fuehlen uns schlagartig wie in ein anderes Land versetzt. Der Gewuerzmarkt ist ein Reinfall, nur Schlitzohren und Touristennepper regieren hier, und so lassen wir uns einfach durch die Strassen treiben. Hier sind wir einfach Teil des Trubels und keiner besonderen Beachtung wert.
Zum Glueck findet sich auch hier irgendwo ein Cafe, das den fuer Nitschi geradezu lebenswichtigen Kaffee serviert, und wir sind begeistert, nach sovielen Tagen und Wochen in der Natur und Abgeschiedenheit mal wieder buchstaeblich "Grossstadtluft" zu schnuppern. Im Hotel machen wir uns frisch, es ist furchtbar drueckend heiss und schwuel, kein Vergleich zum staubtrockenen Klima im Landesinneren. Da auch Mombasa nach Einbruch der Dunkelheit ein gefaehrliches Pflaster ist, sind wir froh, direkt gegenueber ein passables Lokal zu finden, wo wir den Abend zubringen. Dort gibt es immerhin kostenlosen Internetzugang, die schlechte Nachricht ist aber, dass hier (wie in fast allen anderen Lokalen der Stadt) kein Alkohol ausgeschenkt wird... Das hatten wir im Reisefuehrer leider ueberlesen.
Nachdem wir fast "rausgekehrt" werden, kehren wir notgedrungen in unser Hostel zurueck, und stellen fest, dass wir genau zwischen zwei Moscheen wohnen, deren Muezzine sich bereits beim Abendgebet eine Art Wettkampf liefern. Das kann ja heiter werden...

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