28.9.12

Kwaheri, Africa! (21.09.2012)

Mein Reisetagebuch endet mit diesem Eintrag:

Nitschi ist nun weg, vor mir liegt ein ganzer Tag Nichtstun, denn ich habe keinerlei Pläne. In Nairobi ist soweit alles besichtigt und erledigt, und das restliche Bargeld ist genau abgezählt für die Fahrt zum Flughafen heute abend, so dass ich die Stunden nutze, um ein wenig Revue passieren zu lassen und zu faulenzen. Ganz alleine bin ich nicht in der Wohnung, natürlich sind das Baby und die Haushälterin auch da, und zu dritt richten wir uns einigermaßen gemütlich im Wohnzimmer ein.

Sieben Wochen Urlaub vergingen wieder einmal wie im Flug - wobei die 10 Tage Mauritius wohl am wenigsten Eindruck hinterlassen haben, zu gleichförmig sind die Tage an ein und demselben Ort. Das Wracktauchen dort war großartig, ansonsten hatte ich mir von den Taucherlebnissen dort etwas mehr erwartet, so "einzigartig" war die Unterwasserwelt leider nicht. Es war schön, mal in so einem feudalen Hotel zu residieren, und doch folgten die spannendsten und denkwürdigsten Reiseerlebnisse erst im Anschluss.
In Tansania steht dabei sicherlich ganz oben die Bergtour, wobei wir die ersten Tage schon etwas verstört von diesem "Ansturm" am Berg waren. Eigentlich suche ich beim Wandern ja bewusst die Ruhe und Abgeschiedenheit; dieses Gefühl stellte sich nie so richtig ein. Hier geht es doch eher um die Leistung an sich - und darauf bin ich inzwischen mächtigst stolz! Mit Norman ganz "basic", mit Zelt und Freiluft-Zähneputzen, zu reisen, ist für mich nach wie vor das Schönste, deshalb war auch die Campingsafari im Anschluss genau richtig so (na gut, das mit dem Krankwerden hätte es nicht gebraucht, aber irgendwie gehört das ja zu einer solchen Reise auch dazu, schließlich waren wir nicht im Bayerischen Wald...). Für mich ist das Beobachten von freiliebenden Tieren in ihrer natürlichen Umgebung, ungestört aus allernächster Nähe, das größte Glück überhaupt. Ich glaube, in den Zoo will ich in nächster Zeit erst einmal nicht.
Dann der Abschied von Norman, der mir doch schwerfiel, schließlich waren die gemeinsamen vier Wochen unsere "Flitterwochen", und wir waren wie immer ein sehr harmonisches Team. Doch der danach begonnene, richtiggehende "Roadtrip" durch Kenia, gemeinsam mit einer guten Freundin und einem "ortskundigen" Fahrer war die beste Idee überhaupt. Wir haben so viel gesehen von diesem wunderschönen, abwechslungsreichen Land, trotzdem war immer genug Zeit, um zu relaxen und zu gackern. Mädelsurlaub eben. Gut, den Abstecher nach Watamu hätten wir uns sparen können, andererseits war es im Nachhinein auch ganz gut so, denn sonst hätten wir nicht halb so viel zu erzählen gehabt. Am besten gefallen hat mir sicherlich der Aufenthalt im Sabache-Camp inmitten der Samburus, das war wirklich einzigartig.
Ich bin nach wie vor begeistert von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Afrikaner, auch wenn sie einen mit ihrer Umständlichkeit und Langsamkeit schon hin und wieder in den Wahnsinn treiben können. Dennoch respektieren sie die Privatsphäre (bis auf die Beachboys, für die das ein Fremdwort ist), und so war der Erholungsfaktor unglaublich groß, da auch immer soweit alles erstaunlichst reibungslos funktioniert hat.
--> Mehr davon!!!

Der Abschied von Titus, der es sich nicht nehmen ließ, mich zum Flughafen zu begleiten, war herzlich, und ein wenig wehmütig war ich so schon, als ich meinen inzwischen 18 kg schweren Rucksack (die Mitbringsel eben) aufgegeben hatte und der Abflugzeitpunkt näher rückte. Doch die Vorfreude auf "Daheim" überwog dann doch schnell (vor allem auf die Lieben, und natürlich wie eigentlich immer auf "g'scheites" Brot und Käse). Allerdings kann ich mir gerade nicht so recht vorstellen, mich wieder "bürotauglich" herzurichten, so schön war die "laissez-faire"-Haltung in den letzten Wochen...

Hier noch in loser Auflistung ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:

  • Die Damenwelt hat tatsächlich sehr häufig einen dicken Popo, überhaupt eifern hier alle offenbar einem etwas, naja, "fülligeren" Schönheitsideal nach. Dabei ist das Essen hier sicherlich keine Offenbarung, wobei ich natürlich nur etwas über die häufig sehr einfallslose vegetarische Küche sagen kann. Mit Kochbananen kann man mich jederzeit begeistern, von Avocados und Mangos bekomme ich nie genug, aber sonst? Nach zwei Besuchen im äthiopischen Restaurant dagegen kann ich sagen: das ist der kulinarische "Hot Spot" Afrikas!
  • Speed bumps sind Teufelszeug! Überhaupt bin ich froh, dass wir immer nur mit Fahrer unterwegs waren - denn zum einen ist das Verkehrsverhalten doch meist fragwürdig, der Linksverkehr ungewohnt, und zum anderen kann man so viel ungestörter stundenlang einfach aus dem Fenster glotzen, denn an Zebras und Paviane am Straßenrand konnte ich mich nicht gewöhnen, sondern musste immer genau hinschauen.
  • Insgesamt war das ein seeeeehr teurer Urlaub: die Eintritte in die Nationalparks sind horrend (dazu gehört eben auch der Kilimandscharo, wo man pro Tag pro Person schon gut $60 löhnt), das Benzin kostet so einiges, Essen gehen ist vielleicht ein bisschen billiger als bei uns, Supermarktpreise sind ähnlich, Übernachtungen schwanken, kurz: ein paar tausend Euro sollte man dafür lockermachen. Schluck. Und die selbstorganisierte Reise durch Kenia war im Großen und Ganzen nicht so signifikant günstiger als das tansanianische Fertigpaket!
  • Swahili ist eine ganz wunderbar klingende Sprache, und vielleicht finde ich irgendwann die Zeit, meine rudimentären Kenntnisse ein wenig auszubauen.
  • Wider Erwarten entkamen wir aus einer der gefährlichsten Städte der Welt ohne irgendwelche "Blessuren", d.h wenn man sich an einige Sicherheitsregeln hält, entgeht man selbst in Nairobi Überfällen oder Diebstählen. Gut, wo Normans Messer hinverschwunden ist, bleibt ungeklärt, aber zumindest hatte ich in Nairobis Straßen nie ein schlechtes Gefühl. Allerdings schränkt es den persönlichen Bewegungsradius schon sehr ein, wenn man nach Einbruch der Dunkelheit immer auf Taxis oder andere Mitfahrgelegenheiten angewiesen ist. Hier wird nicht einfach mal von A nach B spaziert oder gar abends noch gejoggt!
  • Die ständige Malariagefahr nervt, zwar haben wir alle drei die Prophylaxe erstaunlich gut vertragen (was nicht die Norm ist!), doch nach 40 Tagen Dauereinnahme von Malarone reicht es jetzt auch wieder. Und trotz ständigem Einsprühen mit Nobite, von dem ich irgendwann sogar einen fiesen Hautausschlag gekriegt habe, kommt man um diverse Stiche nicht drumherum, die Viecher finden immer eine Schwachstelle.
  • Dem Kindle sei dank habe ich im Urlaub 18 Bücher gelesen, und das alles mit einem kleinen elektronischen Gerät, das ca. 200 g wiegt. Wieso nochmal habe ich bloß solange gezögert, mir so ein Ebook anzuschaffen???
  • Tatsächlich habe ich dreiviertel meiner Klamotten im Mathare-Slum in Nairobi gelassen, denn ich nehme ja immer eh schon zu einer solchen Reise die "unschönsten" Kleidungsstücke mit (sehr zu Normans Leidwesen), so dass es mir nicht allzu schwer fiel. Zwar war es mir etwas peinlich, meine vollgeschwitzten, verdreckten Sachen dort abzugeben (denn eine Waschmöglichkeit gab es nicht mehr), doch ich wurde belehrt, dass die Bewohner sich schlichtweg über JEDES Geschenk freuen, wie auch immer es aussehen mag.
  • Es gab noch ein Nachspiel zum mysteriösen Mr. Banana. Als wir zurück in Nairobi waren, erzählte Titus uns, dass Mr. Banana ihn sofort nach unserer Ankunft angerufen hätte, um sich das "Okay" zu holen, eine von uns (wen, konnte leider nicht eruiert werden) quasi "für sich zu reservieren" und ungeniert angraben zu dürfen. Titus hat ihn dann aber netterweise zurückgepfiffen. Was für ein Sündenpfuhl!
  • Und die wichtigste Frage zum Schluss: Warum sind bitte afrikanische Kinder allesamt so furchtbar niedlich? Wie kann denn das sein?
Nun denn, Ostafrika, es war eine tolle Zeit, und mach' Dich bitte auf ein Wiedersehen gefasst!
 

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