15.9.12

Hin und her ueber den Aequator (10.09.2012)

Heute haben wir leider eine ziemlich matschige Nitschi (der Magen...) an Bord, als wir gegen halb neun von der sagenhaft guenstigen Unterkunft aufbrechen. Ueber eine 25 km lange Schotterpiste geht es suedwaerts hinaus aus dem Kerio Valley. Nach vielen Winkereien aus dem Autofenster (denn alle Kinder, an denen wir vorbeifahren, gucken uns mit grossen Augen nach), erreichen wir nach knapp 2 Stunden endlich eine halbwegs vernuenftig asphaltierte Strasse. Im naechsten groesseren Ort, Kabarnet, bringen wir diverse "Supermaerkte" (= kleine, dunkle Klitschen mit unueberschaubarem Sortiment) in Aufruhr bei der Suche nach Cola, doch immerhin zieht auch hier der mzungu-Bonus und alle sind hochgradig freundlich und hilfsbereit. Erstaunlich ist nach wie vor, dass hier kein Mensch aufdringlich ist oder uns auf Biegen und Brechen etwas verkaufen will, ganz unbehelligt koennen wir durch die Strassen laufen, das hat einen ganz neuen Erholungswert.
Um die Mittagszeit erreichen wir in sengender Hitze das Tor zum Lake Bogoria Nationalpark, direkt am Parkplatz steht ein etwa 3 Meter hoher Termitenhuegel. Der See ist bekannt fuer seine Flamingokolonien und die heissen Quellen, doch leider werden wir diese nicht zu Gesicht bekommen, denn aus unbekannten Gruenden wurde der Eintrittspreis in den letzten Wochen von $25 auf das Doppelte erhoeht, einfach so, und dazu kaemen noch einmal $15 fuer eine Uebernachtung auf dem Campingplatz dort. Das ist geradezu unverschaemt. Titus versucht sein Bestes, die Clowns an der Kasse runterzuhandeln, aber sie sind hoechstens willig, einen anderen Eintrittspreis zu berechnen, wenn wir sie zusaetzlich schmieren, und das kommt nicht in Frage. Also steigen wir wieder ins Auto und legen mit durchdrehenden Reifen einen Abgang hin. Wir sind da uebrigens nicht die einzigen.
Titus schimpft die folgende Stunde ueber die Frechheit der willkuerlichen Preiserhoehung. Wir queren den Aequator, der hier, anders als in Ecuador, kein roter Strich am Boden ist, sondern nur durch ein kleines, fast unscheinbares Schild und das Vorhandensein eines "Equator Kiosks" angezeigt wird. Nitschi ist immer noch ein bisserl malad, ich hungrig, als wir endlich Nakuru erreichen und dort auf einem gruenen Fleckchen am Strassenrand ein schnelles Picknick abhalten.
Noch einmal fahren wir spaeter ueber den Aequator, keine Ahnung, auf welcher Erdhaelfte wir nun gelandet sind, wohl auf der Nordseite. Dort machen wir doofe Touri-Fotos an einem zugebenermassen beeindruckenden Aussichtspunkt hoch ueber dem Rift Valley, und dann geht es, vorbei an Kaffeeplantagen (ha, hier verstecken die sich also!) hinab ins Tal. Immer trockener wird es ringsum, als wir in Nyahururu eintreffen.Dort machen wir einen Abstecher zu den Thomson's Falls, gucken aber nur von Weitem auf den Wasserfall, da wir alle keine Lust haben, dafuer auch noch Eintritt zu bezahlen. Wir staerken uns und v.a. Titus mit Keksen, er informiert uns, dass wir in den vergangenen 7 Tagen nun gut 1.000 km durch Kenia gefahren sind.
Weiter geht es entlang der Aberdare Mountains ostwaerts, in diesen Bergen erfolgte der royale Heiratsantrag von William an Kate, wo man hier so alles vorbeikommt! Wir sind inzwischen wieder in der von gelbem Gras ueberwachsenen Savannen-Landschaft angekommen, deutlich kuehler ist es hier, und die ersten Zebras und ein Schakal tauchen neben uns auf. Als wir Richtung Nanyuki abbiegen, folgt eine 2stuendige Fahrt ueber eine dermassen schlechte Sandpiste, dass die Bandscheiben aechzen. Die einzige Aufheiterung birgt der wunderschoene Mount Kenya, der sich langsam zu unserer Rechten aus den Wolken schaelt. Kurz ueberlege ich, ob sich eine Besteigung, die in 4 bis 5 Tagen machbar ist, noch zeitlich ausgeht, verwerfe den Gedanken aber aus Kostengruenden wieder.
Knapp vor Sonnenuntergang faehrt Titus endlich auf den Hof einer befreundeten Familie, eines Deutschen, der mit einer Kenianerin verheiratet ist, und bei der wir heute unterkommen, etwas ausserhalb von Nanyuki. Hier werden wir von der Hausherrin Jackie freundlich aufgenommen, bekommen Tee, eine heisse Dusche, ein leckeres Abendessen (die vegetarische Ernaehrungsweise stoesst wie stets auf grosses Interesse, alle bemuehen sich zwar, dementsprechend fuer uns zu kochen, aber die Gruende koennen wir nicht vermitteln, und Nitschi beruft sich daher auf religioese Vorgaben), und verbringen den Abend im Kreise der Familie gemuetlich vor dem lodernen Kamin sitzend, Wein trinkend und Quatsch im TV guckend. Titus hat wieder mal einen Schwips und wird dann dermassen albern, dass wir mit ihm nur noch rumbloedeln koennen. So versuchen wir uns gegenseitig, lustige Woerter beizubringen, Titus kann inzwischen perfekt "Her damit!" und "Klappe!" bruellen, waehrend wir uns an "pili-pili-hoho" (= gruene Chilischoten) und "susu" (= Pipi) versuchen. Die lange Fahrerei heute war jedenfalls anstrengend fuer uns alle, und so schluepfen Nitschi und ich in die Betten im Kinderzimmer, in dem wir heute untergebracht sind. Beim Badgang stellen wir fest, dass wir als Deutsche wohl wirklich an Sauberkeitsfimmel leiden, denn siehe da, es geht auch anders...

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