6.9.12

Radltour in Afrika (04.09.2012)

Neben den Nilpferdbruellereien veranstalten auch die Voegel seltsamerweise die ganze Nacht ueber ein Sonderkonzert, so dass ich eh schon wach bin, als um 5:20 Uhr der Wecker klingelt. Ganz pragmatisch haben wir schon in den Sachen geschlafen, die wir heute anziehen wollen, also stehen wir puenktlich um viertel vor sechs am Auto zur Abfahrt bereit.
Gemeinsam mit den beiden Pfadis bringt Odinga uns im Stockfinstern zum Eingang des Hell's Gate Nationalparks, wir wollen zum Sonnenaufgang drin sein, doch erst einmal passiert lange Zeit nichts, denn der zustaendige Kassenmensch ist noch nicht am Platz. Also nutzen wir die Zeit, um uns aus den hier zu leihenden Fahrraedern die vier auszusuchen, die am wenigsten heruntergerockt sind, unsere Ansprueche beschraenken sich eh nur auf "halbwegs gute Bremsen" und "Luft in den Reifen". Und als es schon deutlich tagt, koennen wir endlich rein in den Park.
Kalt ist es um diese Zeit, wir frieren vor allem an den Fingern, und radeln doch nur im Schritttempo, unterbrochen von Pausen alle paar Meter, denn die Landschaft ist beeindruckend, und schon bald grasen die ersten Zebras am Wegrand. Immer mehr Tiere sind zu sehen, je weiter wir in das Tal hineinfahren, ganze Bueffelherden schauen uns misstrauisch an, und natuerlich haben Warzenschweine auch vor Fahrradfahrern panische Angst. Es nicht noch einmal ein ganz neues Erlebnis, die Tiere vom Fahrrad aus zu sehen, so nah!
Die Lavafelsen ringsum sind spektakulaer, die Kameras laufen heiss, und so langsam kaempft sich die Sonne durch die Wolkendecke.
Fuer die gut 7 km bis zum anderen Ende brauchen wir knappe 2 Stunden, so erreichen wir gegen 8 Uhr das dortige Ranger-Buero und einen dazugehoerigen Picknickplatz, wo wir fruehstuecken, sprich: Nuesschen futtern. Von hier aus soll es nun zu Fuss weitergehen in die sog. Lower Gorge. Ein Fuehrer ist nicht obligatorisch, wird aber angeraten. Dennoch beschliessen wir nach laengerem Hin und Her, das ganze ohne Guide zu versuchen, das kann ja nicht so schwer sein, einen Wanderweg zu finden, und teuer genug war der Eintritt eh schon.
Doch natuerlich scheitern wir trotz Anwesenheit zweier Pfadfinder bereits bei der Suche nach dem Anfang des Wanderwegs, schnell nimmt sich ein bereits lauernder junger Mann unserer an, und schon beim ersten, sehr steilen Klettereinstieg in die Schlucht sind wir froh, nun doch einen Ortskundigen dabei zu haben.
Ueber zwei Stunden wandern und klettern wir, z.T. ueber Leitern, immer tiefer in die vom Wasser ausgewaschenen Felsen hineinfuehrende Schlucht, wir passieren Hoehlen, heisse Quellen und verschiedenfarbige Gesteinsschichten. Unser Guide erzaehlt stolz, dass hier wohl "Tomb Raider" gedreht wurde, nun ja, von uns vieren hat keiner den Film je gesehen, das muessen wir also wohl so glauben.
Der Ausstieg aus der Schlucht erfordert nochmal Kletter-Geschick, und um kurz nach 10 Uhr stehen wir wieder am Ausgangspunkt und sind uns allesamt einig: den Weg haetten wir alleine niemals im Leben gefunden.
Des Sportprogramms nicht genug, steht uns ja nun der Rueckweg mit den Raedern bevor, und das ohne Gangschaltung immer leicht bergauf ueber seine sehr staubige Strasse unter einer immer heisser brennenden Sonne. Die Tiere haben sich grossteils laengst irgendwo in den Schatten verzogen, die Fruehaufsteherei hat sich also gelohnt! Wir versuchen, die Fahrt moeglichst schnell hinter uns zu bringen.
Verschwitzt, staubig und hungrig erreichen wir das Eingangstor, geben die Raeder zurueck und stellen beim Blick auf die Uhr fest, dass es erst 11 Uhr ist! Also bleibt genuegend Zeit, unseren Fahrer, der die ganze Zeit brav im Auto auf uns gewartet hat, zu bitten, noch schnell an ein paar Obst- und Gemuesestaenden anzuhalten, bevor wir zum Campingplatz zurueckkehren.
Dort decken wir uns mit frischen Tomaten, Avocados, einer herrlichen Mango und einem frischgeroesteten Maiskolben ein und bezahlen fuer alles nur einen Centbetrag.
Am Campingplatz ist die sehr noetige Dusche sogar fast lauwarm, danach steht ein ueberaus wohlverdientes Nickerchen in der Sonne liegend an. Der restliche Nachmittag besteht aus Picknicken (Tomaten-Avocado-Salat + labbriges Toastbrot + der nun schon sehr stinkige Kaese), lesen, in der Sonne rumflaezen (es lebe die Flugzeugdecke!), Instantkaffee trinken...
Irgendwann suchen wir unseren angebrochenen Mangosaft, den wir gestern abend mitsamt unseren Wasservorraeten draussen vor dem Zelt deponiert haben und der nun verschwunden ist. Die Suche bleibt ergebnislos, und irgendwann keimt der Verdacht, dass sich offenbar kleptomanisch veranlagte Affen den Tetrapak geschnappt haben koennten. Ist das zu glauben?!
Nun gut, dann muessen wir den mitgebrachten Wodka eben mit ins Restaurant schmuggeln und heimlich in die Cola mischen, das ist eine anstaendige Alternative.
Gegen halb zehn stoesst Titus zu uns, er wird ab sofort fuer die naechsten 10 Tage unser Fahrer sein, und er bringt leider aus Nairobi einen leichten Nieselregen mit. Da wir unserem Zelt nicht rauen, packen wir sicherheitshalber saemtliches Gepaeck ins Auto und krabbeln in den Schlafsack, entnervt von den vielen Moskitos, die einen beim Zaehneputzen umschwirren wie die buchstaeblichen Motten das Licht. Heute nacht werde ich auf jeden Fall mit Ohrstoepseln schlafen, und mit nicht von groelenden, randalierenden Hippos stoeren lassen!

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